Singen ist gesund

Wir feiern den 125-sten Geburtstag


AUGUST - UNSERE FAHNEN

1922 erhielten die Fräuleins vom Frauen- und Töchterchor ihre erste Fahne. Das Design traditionell im Stile der Zeit. Obwohl der Chor in den Statuten schon längst als Frauen- und Töchterchor «verbrieft» war, ziert nur die «jugendliche Kurzform» die erste Fahne. Ob Platzgründe für bessere Lesbarkeit oder der Wunsch jugendlich zu gelten Grund für die Verkürzung war, ist unbekannt.

In der kommenden Zeit hatte die Fahne einiges zu überstehen, selbst den 2. Weltkrieg. Anfang der 70-er Jahre aber, bemerkte man die Verschleisserscheinungen und sehnte sich nach etwas Modernerem. So entschied man sich eine neue Fahne anzuschaffen und liess die persönlichen Beziehungen der damaligen Präsidentin Marili Ackermann spielen. «Schöpfer» ist der damalige Zeichnungslehrer und Kunstschaffende Heinz Ackermann. Er hat das Wappen von Turgi, als Dorf am Rande des Wasserschlosses und das oft übliche musikalische Emblem die Lyra/Harfe zu einem modernen Ganzen gestaltet.
Die neue Fahne war damals schon etwas gewöhnungsbedürftig und im Vergleich zu den traditionellen Fahnen anderer Vereine, modern und unkonventionell. Aber erstmals stimmte die Fahne zum Namen, trat der Chor nun doch schon seit geraumer Zeit als Frauen- und Töchterchor auf. Nicht alle konnten sich von Anfang an für den Entwurf erwärmen – aber heute, nach 50 Jahren – wir haben immer noch eine moderne, zeitgemässe, zeitlose Fahne. 
Das Einzige, das einige Jahre später geändert wurde, war der Name. Praktisch – man konnte den Schriftzug relativ einfach ersetzen. Die Zeiten haben sich geändert, das «Fräulein» wurde längst abgeschafft, die weissen Kleider im Schrank versorgt, denn die jungen Töchter waren älter geworden – FRAUENCHOR TURGI ziert nun unsere Fahne.

Seit vielen Jahren wird sie bei Bedarf von Elisabeth Wernli getragen und gekonnt geschwungen.


JULI - SÄNGERTAGE UND GESANGSFESTE

Während der Sommermonate finden/fanden beinahe jährlich Gesangsfeste und/oder Sängertage statt. Entweder traf man sich im Bezirk, bei befreundeten Vereinen, oder dann beim Aargauischen oder sogar beim Schweizerischen Gesangsfest. 

An Gesangsfesten stellte man sich einer Jury und erhoffte sich gute Berichte oder Prädikate zu erhalten. Alle waren vor dem Vortrag nervös, hing doch alles an diesen 3-4 Minuten – meinte man. Stolz war man dann, wenn der Chor mit einem «sehr gut» oder sogar «ausgezeichnet» nach Hause reisen durfte. Das wurde dann gebührend gefeiert.
Schon im Vorfeld konzentrierte man sich auf den einen Tag. Das Wettlied wurde bis ins letzte Detail geübt und manchmal sogar auswendig gelernt. Auch das Outfit musste stimmen. Lange Jahre trat der Frauenchor Turgi ganz in Weiss auf. Dazu gehörte dann auch ein rotes Rösli aus dem Garten – Kunstrosen waren selbstverständlich verpönt. Als einziger Frauenchor im Bezirk Baden fielen die Frauen von Turgi zwischen den vielen Männern dann auch auf und ernteten oft den einen oder anderen "gutgemeinten, spöttischen" Kommentar.
Bei den Sängertagen oder Sängertreffen ging es etwas ungezwungener zu und her. Wichtig war das gemütliche Zusammensein, natürlich auch die vielen Liedervorträge und das gemeinsame Singen beim oder nach dem Bankett. Es gab aber ein grosses Problem – bei der Auswahl von gemeinsam gesungenen Liedern wurde kaum auf die Frauen Rücksicht genommen.

Etliche Vereine haben ihr Vereinsjubiläum dafür genutzt eine regionale Feier oder sogar ein grösseres Fest zu organisieren. Auch der Frauenchor Turgi nahm ihr 100-jähriges Jubiläum zum Anlass einen Sängertag durchzuführen. Mit tatkräftiger Unterstützung vom Männerchor Gebenstorf und dem Bezirksverband sowie der Musikgesellschaft Harmonie Turgi und vielen Helfenden konnte bei schönstem Sommerwetter im Jahre 2000 das Jubiläum gefeiert werden.
Die Chöre aus dem Bezirk Baden wurden im Park zu rassigen Blasmusikklängen willkommen geheissen. Die Liedervorträge fanden anschliessend in der katholischen Kirche statt und für das leibliche Wohl war auf dem Weg bis zur Mehrzweckhalle bestens gesorgt. Die langjährige Präsidentin Klärli Decurtins konnte dann gegen Abend eine frohgelaunte Sängerschar zum Bankett willkommen heissen.


JUNI - HIGHLIGHTS, ZUSAMMEN MIT ANDERN VEREINEN

Immer wieder gab es die Möglichkeit mit anderen Vereinen zusammen aufzutreten, sei es in Gesamtchören an Gesangs- oder Dorffesten, separaten Konzerten oder bei diversen Anlässen, wie Jubiläen oder Feiern.

Hier eine kleine Auswahl

75-jähriges Jubiläum des Arbeitermännerchores Turgi: «Auch die Bühne war beim Aufzug des Vorhangs bis auf den letzten Platz besetzt. Der Frauen- und Töchterchor, der katholische und der reformierte Kirchenchor Turgi sowie die Musikgesellschaft Harmonie Turgi formierten sich mit dem Jubiläumschor zusammen zu einem grossen Gesamtensemble. Eindrucksvoll und mit erstaunlich grosser Klangfülle bot man Nabucco von Verdi. Auch der Jägerchor aus dem Freischütz gefiel gut.» (S.A. Badener Tagblatt 19.11.84)

Nur ein paar Jahre später traten die 4 Turgemer Chöre wieder gemeinsam auf. Im Rahmen der Sommerkonzerte 1989 von KULTURGI wurde ein abwechslungsreiches Programm mit Opern- und Operettenmelodien einstudiert. Ein ad hoc Orchester mit Musiker:innen aus der Region unterstützten Heidi Winter und Alfred Schölldorfer (Solistin und Solist), die Chöre und den Dirigenten Rapahael Jud.

Mehrere Male hat sich der Frauenchor für ein Opernchor-Projekt den Bucher Chören von Baden und Wettingen angeschlossen. Damals sangen auch noch die gemischten Chöre von Wettingen und Ennetbaden mit. Das waren tolle Erlebnisse, Teil eines so riesigen Chores sein zu dürfen – alles längst Geschichte – die stattlichen Badener Chöre, wie auch die beiden gemischten Chöre existieren leider nicht mehr.

Im Jahre 2000, dem Jahr unseres 100-jährigen Jubiläums durften wir einen Bezirkssängertag in Turgi durchführen. Dabei wurden wir tatkräftig durch den Männerchor Gebenstorf unterstützt. Selbstverständlich nutzten wir die Gelegenheit einige Lieder zusammen vorzutragen.

Die gemeinsamen Adventskonzerte mit dem Werkmeisterchor in der Kapelle Mariawil und in der Kirche Gebenstorf waren jeweils sehr stimmungsvoll und stimmten nicht nur das Publikum bestens auf die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage ein.
Wir Frauen mussten uns allerdings beim ersten Konzert noch «beweisen», haben doch die Männer vom Werkmeisterchor in der Regel nur mit anderen Männern zusammen gesungen.


MAI - DER CHOR HAT GEBURTSTAG

Am 3. Mai 1900 haben 19 junge Frauen, sprich Fräuleins, den Töchterchor Turgi gegründet.
In einem alten, muffig riechenden Schulheft fand man vor Jahren das Gründungsprotokoll. Und da hiess es unter anderem:

  • Der Verein bezweckt Hebung und Förderung des Volksgesangs und Veredlung des gesellschaftlichen Lebens.
  • Zum Gedeihen des Vereins soll sich jedes Mitglied pünktlich einfinden, gutes Betragen und Unterziehung gegenüber dem Vorstand zur Ehrensache machen.
  • Versündigung des Vereins in jeder Hinsicht kann mit Ausschluss aus demselben bestraft werden. (Bereits 1901 wurde wirklich eine Sängerin ausgeschlossen).
  • Mehr als 10 Minuten Verspätung bei den Übungen kostete damals 5 Rappen Busse, unentschuldigtes Fehlen 20 Rappen.

Den ersten Statuten zufolge wurden «achtbare Töchter von Turgi, ev. dessen Umgebung.» in den Chor aufgenommen. Töchter, das waren ledige Frauen, die in den Vereinsakten konsequent ein «Frl.» vor dem Namen trugen.

Um einer grossen Fluktuation Einhalt zu gebieten – denn viele «Töchter» traten nach ihrer Heirat aus dem Verein aus – wurde 1915 mit der Statutenrevision aus dem Töchterchor ein Frauen- und Töchterchor. Allerdings hatte diese Namensänderung nur intern eine Bedeutung. Gegen aussen trat man noch lange als Töchterchor in Erscheinung und verheiratete Frauen, welche nun auch mitsingen durften, wurden bis in die 40-er Jahre immer noch mit Fräulein in den Akten geführt. Aber, die vielen Ein- und Austritte reduzierten sich.

Ja, es war anfangs wohl nicht immer alles ganz klar. Betrachtet man die erste Fahne von 1922 genau, so fällt auf, dass nur «Töchterchor» aufgestickt ist, obwohl gemäss damals geltenden Statuten der Chor bereits seit 7 Jahren ein Frauen- und Töchterchor war. 
Wer weiss, vielleicht spielte der Preis eine Rolle, oder doch die bessere Lesbarkeit?

Eine nicht nur für das Auge, sondern auch für das Ohr angenehme Abwechslung bot der Töchterchor Turgi, so leitete die Jury des Bezirksgesangsfestes Wettingen 1925 ihren Wettkampfbericht ein. Ein Frauenchor war damals eher selten. Der Frauen- und Töchterchor Turgi blieb über 100 Jahre lang der einzige im Bezirksgesangverein Baden bis zu dessen Auflösung im 2023.

(Ein grosser Teil dieser Informationen wurden einem Zeitungsbericht der Aargauer Zeitung von Petra Mühlhauser vom 10. Okt. 2000 entnommen)


APRIL  -  TEILNAHME AN "DORFFESTEN"

Seit jeher hat sich der Frauenchor Turgi immer wieder an Dorffesten aller Art beteiligt, oft mit einem heimelig eingerichteten Kafi. Da benötigte es dann Vorbereitungsabende, um besondere Kafi- oder Dessertkreationen auszuprobieren. Zum Glück gab es damals noch kaum Promillekontrollen, mussten die Frauen doch nachts wieder nach Hause fahren.

Café Musette war am Turgifest 1989 nicht nur der Name unseres kleinen Wiener-Cafés sondern auch der Renner bei den verschiedenen Kaffeeangeboten: Kaffee gezuckert und parfümiert mit einem rechten Schuss Maraschino und einer schönen Rahmkrone.

Auch am Parkfest oder am Weihnachtsmarkt hat sich der Frauenchor beteiligt; allein, zusammen mit einem anderen Verein oder einfach im Hintergrund als Helferin in Küche oder beim Abwasch.
Bretzeli, Apfelchüechli, Guetzli, Rahmtäfeli, Zopf, Cakes, Kuchen und Torten waren unsere Spezialitäten.

Wir können aber auch noch singen. So stellten wir unser Können mit dem einen oder anderen Ständli im Dorf, offenen Singen oder der Teilnahme an gemeinsamen ökumenischen Gottesdiensten unter Beweis.
Hier ein offenes Singen im Park nach dem Frühstück des Gewerbevereins Turgi.

 

 

Aus längst vergangenen Zeiten - Jugendfest 1934
Die Fräuleins aktiv dabei. Damals nannte man den Frauenchor immer noch Töchterchor Turgi, obwohl der Chor bereits 1915 in den geänderten Statuten als "Frauen- und Töchterchor" aufgeführt ist.

Die Dokumente hat uns Frau Barbara Baldinger zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank.


MÄRZ  -  GESELLIGKEIT

Die Geselligkeit hat in unserem Chor Tradition und einen grossen Stellenwert. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich allerdings einiges geändert. Und verschoben. Uns ist wichtig, dass alle in den Chor eingebunden sind. So finden wir es auch schön und wichtig, wenn Frauen anderer Muttersprache, Alleinstehende, Einsame, …. bei uns im Chor unkompliziert zusätzliche soziale Kontakte knüpfen können.

Restaurantbesuche

Können Sie sich noch erinnern? Krone, Traube, Killer, Diana, Central, Landhaus, Brüggli, Wilerhof; Ja, vor Jahren konnte man im Turgi noch aussuchen. Meistens blieb der Chor nach den Proben im Dorf oder besuchte die Restaurants in Vogelsang – so schön im Turnus. Manchmal wurde es dann auch spät und einige Frauen genossen so richtig den freien Abend.

Heute haben wir im Turgi abends keine Chance mehr. Auswärts fahren ist eher mühsam, da nicht alle motorisiert sind. Dafür treffen sich seit Corona einige Frauen regelmässig 1 x morgens im Kafi: gerade Wochen am Mittwoch im Bistro Sunnhalde Untersiggenthal und in der ungeraden Woche am Dienstag im Kafi Marlis in Turgi.

Auch treffen wir uns einmal pro Jahr zu einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant der Nachbargemeinden

Chorreisen

Eine jährliche Chorreise gehört seit vielen Jahren zum Jahresprogramm. Als wir noch etwas jünger waren, verreisten wir öfters 2 Tage; ins Wallis, ins Tessin, in den Kanton Graubünden, …. Da ging es meist sehr lustig zu und her und manch kuriose Geschichte wird heute noch erzählt. Da soll sich einmal nach Mitternacht der Lift, samt Carchauffeur und einigen Sängerinnen wegen Überlastung zwischen den Stockwerken stecken geblieben sein. Oder im Tessin etwa; da mussten die Sängerinnen im Restaurant beim Mittagessen Teller und Besteck festhalten – der Kellner wollte offenbar in die Zimmerstunde.

Heute beschränken wir uns auf einen Tag – gemütlich – mit viel Zeit für gemeinsame Gespräche.

Gesellige Anlässe

Früher war Kegeln noch «in» und der Frauen-und Töchterchor verzichtete mindestens 1 x pro Jahr auf die Chorprobe. Die Sängerinnen wetteiferte um Punkte, Säuli und Chränze und nicht um harmonische Akkorde. Da hat dann auch die eine oder andere Kegelbahn ein paar Dellen davongetragen, weil manche Kugel nicht sanft genug auf den Weg geschickt wurde.

Kegeln ist nicht mehr unser Ding, dafür treffen wir uns in den Sommerferien zum Bräteln im Wald und geniessen die kühle Waldluft. Dazu gehören Lotto spielen, Deko für Konzerte basteln, plaudern, …. Und natürlich auch singen von bekannten Volksliedern.


 
JANUAR/FEBRUAR  -  UNSERE LIEDER
Singen macht uns Spass. Deshalb treffen wir uns regelmässig am Montag zur Chorprobe und führen eine alte Tradition in Turgi fort.
 
Manchmal müssen wir uns zwar etwas zwingen, abends noch aus dem Haus zu gehen, besonders, wenn es kalt und stürmisch ist. Das Schöne - nach der Chorprobe sind wir immer wieder frohen Mutes und gut gelaunt.

Jetzt schauen wir ein wenig auf die alten Zeiten zurück und auch schon ein wenig in die Zukunft auf unser Konzert im Herbst.
Welche Lieder werden wir dann wohl singen? Sicher finden wir noch den einen oder andern "Schmöker" aus vergangenen Zeiten. Aber auch das eine oder andere neue Lied soll dabei sein.
Lieder aus vergangenen Zeiten
- Lueg nit verby
- Junges Grün und Blütenschnee
Lieder neueren Datums
- Singt mit uns, tanzt mit uns
- Ein Lächeln früh im vollbesetzten Bus

Gastsängerinnen, welche das Jubiläum mit uns teilen möchten, sind herzlich willkommen